„Warum es mir wichtig ist, die Geburtstagskarten zu schreiben“
(von Renate Koser)
In den 90er Jahren blickte ich den Joggern sehnsüchtig hinterher. Das wollte ich auch gerne können. Aber wie stelle ich das am besten an? Ich konnte maximal 14 – 17 Meter am Stück laufen. Irgendwann hat mich Reinhard Geppert, schon jahrelang RLT-Mitglied, besucht.Ich erzählte ihm von meinem bisher geheim gehaltenen Wunsch. „Komm mal einfach mit zum Lauftreff“, schlug er vor. Allein hätte ich mich nicht getraut. Er bot mir an, mich zu Hause abzuholen, und beförderte mich auf seinem Fahrrad mit in den Wald. Dafür bin ich Reinhard ewig dankbar.
Dort traf ich dann auf etwa 30 Frauen und Männer jeden Alters, alle sportlich bekleidet und mit richtigen Laufschuhen. Ich hatte weder das eine noch das andere. Lauftreffleiter Norbert Römmele begrüßte mich herzlich und teilte die Gruppen ein. Wohin nun mit mir? Ein freundlich aussehender Mann kam auf mich zu. „Ich bin Bernhard Hemmerich und wir zwei werden die nächsten Wochen zusammen laufen.“ Ich bedauerte ihn, er musste wohl in den kommenden Wochen mit mir im Schneckentempo durch den Wald kriechen. Bernhard erwies sich als rücksichtsvoll und so freundlich, dass ich die Samstage beim Lauftreff kaum erwarten konnte. Er hat mich motiviert und war nie ungeduldig. Nach ein paar Wochen war ich so weit, dass ich in die Gruppe um Irene Löw aufstieg. So viele nette Frauen, die mich begleiteten! Nebenbei wurden Kochrezepte ausgetauscht, und die Stunde verging wie im Fluge.
Später gab es den sogenannten Aufsteigertag: Ich war reif für die Gruppe 9 (9 Km/Std) mit Ingrid Harling. Hier gab es sogar 2 Gruppenleiter, die uns Aufsteiger individuell betreuten. Das Gruppengefühl hat mich durch den Wald getragen, nebenbei haben wir verbal noch die Welt verbessert. Als mich dann nach einiger Zeit Norbert Römmele fragte, ob ich selber eine Gruppe übernehmen wollte war ich stolz, daß man mir so etwas zutraute. Ich führte die Gruppe, die in einer Stunde 9,5 Kilometer lief. Diese bestand hauptsächlich aus Männern. Eine besondere Herausforderung! Da kamen auch schon mal Kommentare wie: „Dass ich einmal freiwillig einer kleinen Frau im Wald hinterher hechele, hätte ich nie für möglich gehalten.“
In dieser Gruppe war Sport das Hauptthema. Wer war wo welche Zeiten gelaufen? Trotzdem wurde Rücksicht genommen, man nahm einen Schritt raus, wenn jemand schwächelte, oder ein anderer Läufer begleitete den formschwächeren bis ins Ziel. Heute gibt es auch 2 - 3 Walking-Gruppen, die zwischen 5 - 6,5 km/std gehen. Man freut sich auf die Mitläufer, man geht acht- und sorgsam miteinander um. Ich habe in meinem Verein unvergessliche Erfahrungen gemacht, und die Begegnungen mit vielen liebenswerten Menschen führten zu engen Freundschaften. Dafür bin ich sehr dankbar. So hatte ich das Bedürfnis, dem Verein und seinen Menschen etwas zurück zu geben.
Als Marita Böhm ihre Ämter, und damit das Schreiben der Geburtstagskarten abgab, habe ich mich im Mai 2015 für das Geburtstagskarten-Schreiben beworben – und ich bekam den „Job“! Ich versuche, die Grüße individuell auf die Geburtstagskinder abzustimmen. Dabei lasse ich mich von Dichtern und Denkern unterstützen wie: Goethe, Ringelnatz, Kolping, Fontane u. v. m.. Mal sind es humorvolle, mal nachdenkliche Sätze. Sie sollen die Person charakterisieren, die die Grüße erhält. Es mag etwas altmodisch sein, eine handgeschriebene Geburtstagskarte in unserer Computer geprägten Zeit zu verfassen, aber dies ist gerade deswegen eine vom Adressaten geschätzte Besonderheit. Ich merke dies an den liebevollen Rückmeldungen, welche für mich ein Ansporn sind, damit weiterzumachen – als Dank für die schönen Erlebnisse der vergangenen und zukünftigen Zeit mit Euch.
Sollte nun jemand Lust bekommen haben, mein Amt zu übernehmen, würde ich es abgeben – aber frühestens in 10 Jahren und nicht gerne:)